Freitag, 26. Dezember 2008

Iran vs. USA / USA vs. Iran: Vornerum Feind, hinterum Freund - good Business!

Saudis vermitteln Abkommen zwischen USA und Iran


Gut informierten Kreisen im Mittleren Osten und in den USA zufolge, arbeitet Saudi-Arabien seit August 2007 heimlich an einer Annäherung zwischen dem Iran und den USA.

Laut entsprechenden Berichten bestand der wahre Grund der kürzlichen Reise des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad in das von den USA besetzte Bagdad darin, eine geheime Vereinbarung abzuschließen. Die Geheimgespräche verliefen allerdings sehr schleppend, wie es hieß.

Die jüngsten Entwicklungen wurden durch die Veröffentlichung von Geheimdienstberichten Ende letzten Jahres ziemlich vorangetrieben.

Diese Berichte der kombinierten amerikanischen Geheimdienste lösten in Tel Aviv und unter den Kriegsfalken in Washington einen gewaltigen Schock aus, denn sie besagten, dass der Iran bereits vor vier Jahren sein Nuklearwaffenprogramm eingestellt hätte, aber über genügend Material verfügen würde, um zwischen 2010 und 2015 eine Bombe zu bauen.

Diese Veröffentlichung nahm der Cheney-Fraktion in der amerikanischen Regierung, die für einen Präventivkrieg gegen den Iran eintrat, den Wind aus den Segeln. Teheran nahm diesen Bericht als ein Zeichen des guten Willens und intensivierte die geheimen diplomatischen Gespräche mit Washington.
Die Verhandlung zwischen Washington und Teheran besagt in groben Zügen, dass Teheran mit Washington zu einer Vereinbarung in Bezug auf sein Atomprogramm kommen will, und dass die USA Irans Hilfe bei der Bewahrung des Status Quo in Irak benötigt.

Darin bestand die Bedeutung von Ahmadinedschads kürzlichem Besuch in Bagdad. Teheran hat heute mehr Einfluss auf die ölreiche südirakische, schiitische Region als Bagdad. Und Washington ist sich dessen bewusst.

Der Iran verfügt diesbezüglich über zwei wirksame Optionen:
1. Eine extensive Geheimdienst- und Militärstruktur, die sich über den gesamten Irak erstreckt und Teherans Befehlen gehorcht, weniger aggressiv aufzutreten.

2. Teherans Kontrolle über den Strom von Waffen, Geld und besonders gefährlichen Straßenbomben für die verschiedenen aufständischen Gruppen, die gegen die amerikanischen Besatzer kämpfen.

Die jüngsten Sanktionen des UN-Sicherheitsrates vom 3. März, mit denen der Handel mit dem Iran unterbunden wurde, haben Teheran nicht besonders gestört. Mit den Strafen hatte man bereits gerechnet. Die iranischen Führer können sehr gut mit einer UN-Entscheidung leben, die sie als Bush's letzten aggressiven Auftritt in Sachen Urananreicherung ansehen. Kein Wunder, dass Israel nicht damit zufrieden war.
Teheran wartet jetzt den nächsten Präsidenten ab. Es ist Teherans Absicht, die Position der gegenwärtigen amerikanischen Regierung in Bezug auf den Status der Atomwaffen in Nordkorea als Haltung zu zementieren, die der nächste Präsident auch dem iran gegenüber einnehmen würde.
Das bedeutet, dass die USA eine Garantie von Teheran akzeptiert, die Urananreicherung, das Atombombenprogramm und das atomwaffentaugliche ballistische Raketenprogramm einzufrieren, ohne dass deren Demontage verlangt wird.

Die Rolle der Saudis im Iran
Sehr gut unterrichtete Quellen aus der Ölindustrie, die mit der Politik Teherans vertraut sind, haben uns mitgeteilt, dass die Beziehungen zwischen dem von den Sunniten regierten Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran sehr viel enger sind, als man es außerhalb der Region wahrnimmt.

Die aktuelle Friedensinitiative wurde im letzten August gegen den Widerstand des amerikanischen Vizepräsidenten Dick Cheney vom saudischen König Abdullah initiiert. Im Dezember 2006 flog Cheney zu intensiven Gesprächen mit König Abdullah nach Riad, der Cheney angeblich unverblümt mitgeteilt haben soll, dass er aktiv dafür eintreten würde, die irakischen Sunniten zu unterstützen, sollte Washington seine Politik nicht ändern. Eine der Forderungen der Saudis war, dass die USA mit ihren aggressiven Kriegsdrohungen aufhören solle.

Saudi-Arabiens König Abdullah schockierte die pro-amerikanischen arabischen Golfstaaten ebenso wie Washington, als er Irans Ahmadinejad zu Gesprächen empfing.
Abdullah hatte sich von Washington, Saudi-Arabiens engstem Verbündeten nach 1945, distanziert und die Ernsthaftigkeit der Situation im Irak und den Unwillen Saudi-Arabiens über die inkompetente Besatzung durch die USA unterstrichen.

Vor einem Jahr, im Februar 2007, sabotierte Abdullah die Bemühungen der USA, die radikale Palästinensergruppe Hamas zu isolieren, indem sie das Abkommen von Mekka unterstützte, welches eine palästinensische "Einheitsregierung" schuf, bei der die Hamas mit der Fatah vereinigt wurde. Im März 2007 überraschte er amerikanische Vertreter, als er in einer Rede vor der Arabischen Liga beim Gipfeltreffen in Riad die militärische Besetzung des Irak als "illegitim" bezeichnete. Er annullierte ebenfalls Pläne für ein Dinner im Weißen Haus, das für April geplant war. Das Signal ist in Washington angekommen. Seitdem haben die USA vorsichtig geheime diplomatische Gespräche mit dem Iran aufgenommen.
Nach gut informierten iranischen Quellen sind die Beziehungen zwischen dem iranischen Präsidenten Ahmadinedschad und dem saudischen König Abdullah sehr viel weniger gespannt, als die öffentliche Rhetorik vermuten lässt.

Der iranische Präsident hat sich in wichtigen Fragen, wie dem Preis und der Fördermenge von Öl, wiederholt um Rat an die Saudis gewandt, trotz der wilden Rhetorik, von der die Saudis wissen, dass sie in erster Linie für die iranische Öffentlichkeit bestimmt ist.

Dann, am 3. Dezember, als der Washingtoner NIE-Bericht über den Iran freigegeben wurde, schritt König Abdullah Hand in Hand mit Mahmoud Ahmadinedschad in die Konferenzhalle des Golfkooperationsrates in Doha. Der iranische Präsident war zum ersten Mal zum Golfgipfel eingeladen worden. Die Front der "gemäßigten" arabischen Staaten gegen den Iran, die von der amerikanischen Außenministerin Condoleezza Rice und dem israelischen Premierminister Ehud Olmert so stolz präsentiert worden war, schmolz dahin.

Die Mullahs haben Ahmadinedschad zur Macht verholfen, um die jungen Leute, die der Herrschaft durch eine korrupte Theokratie überdrüssig sind, zu fanatisieren.
Nach Aussagen unserer Washingtoner Quellen ist George W. Bush jetzt verzweifelt darum bemüht, seinem Nachfolger einen relativ stabilen Irak zu übergeben, in dem die Spirale der Gewalt einen Abwärtstrend aufweist. Der amerikanische Präsident hat daher die direkten militärische Aktionen gegen pro-iranische schiitische "Spezialtruppen" eingestellt in der Hoffnung, dass Teheran seinen Einfluss geltend machen wird, um den Irak für den Rest seiner Amtszeit relativ stabil zu halten. Es ist ein ziemlich zynisches Spiel.

Ein weiteres wichtiges Thema, das die amerikanisch-iranischen Gespräche beherrscht, ist der Südirak und sein Erdöl. Dies ist auch von Bedeutung für Irans bilaterale Beziehungen zum Irak. Ahmadinedschad hat mehr Einfluss auf die Schiiten des südlichen Irak als die Regierung Maliki. Teheran konzentriert sich bei seiner Herrschaft über den südlichen Irak auf drei wichtige Punkte: die Städte mit den heiligen Schreinen Karbala und Najef, sowie den Ölhafen von Basra. Der Iran und der radikale irakische schiitische Geistliche Moqtada al-Sadr, der an der Spitze der Mehdi-Armeemiliz steht, teilen sich die Kontrolle dieser drei Städte. Wenn die Regierung in Bagdad im Südirak Einfluss nehmen will, dann muss sie sich sowohl mit Washington als auch mit Teheran auf guten Fuß stellen.

Während seines letzten Besuches in Teheran Ende letzten Jahres unterzeichnete Premierminister al-Maliki ein Abkommen zum Bau einer Pipeline, mit der irakisches Öl in iranische Raffinerien in Abadan transportiert werden soll. Dies ist ein Versuch, das südirakische Öl an die iranischen Ölfelder und Installationen am östlichen Ufer des Shatt al-Arab gegenüber Basra zu binden.
Die Amerikaner, die die südlichen Ölfelder kontrollieren, genehmigten das Abkommen, obwohl sie in Konkurrenz zum Iran in Mittelasien und der Türkei stehen. Die Regierung Bush hat sich damit abgeunden, den Südirak und seine Ölfelder in das Gesamtpaket der Irak-Vereinbarungen mit Teheran einzubeziehen.
Trotz all der Propaganda über die "iranische Hegemonie" wissen die USA, dass der Iran niemals irgendwelche territorialen Ansprüche gegen den Irak hegte (außer was den seltsamen Streit um die Seegrenze betrifft).

Er wünscht lediglich Sicherheitsgarantien, behaupten unsere Washingtoner Quellen. Angesichts der Schwierigkeiten, die die amerikanischen Besatzer im Irak haben, neigt das Weiße Haus jetzt dazu, die nukleare Gefahr, die angeblich vom Iran ausgeht, herunterzuspielen.

Washingtons Demütigung
Die Saudis haben seit Anfang 2007 angeboten, im Streit zwischen den USA und dem Iran zu vermitteln. Anfang November letzten Jahres verkündete das Weiße Haus, dass es zu Verhandlungen bereit sei. Aber zuerst müsste Teheran den Waffenschmuggel in den Irak unterbinden und eine Nichteinmischung in die Wahl des nächsten libanesischen Präsidenten garantieren.
Der gut unterrichtete saudische Journalist Jihad el-Khazen veröffentlichte seine Version über die Ereignisse in der arabischen Zeitung Al-Hayat:

"Dies war geschehen: Die Zahl gewalttätiger Akte im Irak ist zurückgegangen. Deshalb haben die amerikanischen Geheimdienste 'entdeckt', dass der Iran im Jahre 2003 sein militärisches Atomprogramm eingestellt hat.

Das bedeutet, dass jede Wiederaufnahme gewalttätiger Akte die amerikanischen Geheimdienste dazu veranlassen wird, herauszufinden, dass ein militärisches Programm existiert, das sich von dem friedlichen und bekannten Programm unterscheidet."

Der saudische Reporter fragte:

"Gibt es einen Handel zwischen der Regierung Bush und dem Iran? Ich kann nicht definitiv behaupten, dass ein Handel zwischen den beiden Parteien durch direkte Verhandlungen abgeschlossen wurde.

Jedoch kam man zu einer Vereinbarung, die zu dem nationalen Geheimdienstbericht von 2007 führte."

Weniger als 24 Stunden nachdem der NIE-Bericht veröffentlicht wurde, kündigte der Kreml die Wiederaufnahme der Arbeit der Russen zur Fertigstellung des iranischen Kernreaktors bei Bushehr und der Lieferung von nuklearem Brennstoff an.

Russland komplettiert nun das in Busher befindliche iranische Atomkraftwerk, das die Firma Siemens in den späten 1970er-Jahren für den Schah entworfen hatte.
Im Libanon hat die Hisbollah die Tür für die Wahl des Stabschefs General Michel Suleiman zum Präsidenten geöffnet. Um in Beirut eine stabile Regierung zu installieren, hat Washington einen prosyrischen Sympathisanten der Hisbollah als Präsidenten akzeptiert.
Die israelischen Führer Ehud Olmert und Ehud Barak verlangen immer noch nach Sanktionen gegen den Iran, um die Bestürzung Jerusalems zu übertünchen, dass die Regierung Bush bereit ist, mit dem Iran und Saudi-Arabien mittels israelischer Konzessionen an die Palästinenser zu verhandeln.
Die in Damaskus ansässige Hamas und die Führer von Dschihad Islami haben intensive Gespräche mit syrischen und saudi-arabischen Vertretern über Bedingungen für eine informelle Waffenruhe begonnen, um den Raketen beschuss Israels vom Gazastreifen aus zu stoppen.

Sie wollen unbedingt eine Militäroperation Israels verhindern. Indem es Israel militärisch im Gazastreifen und im Iran bindet, trägt das Abkommen zwischen den USA, Saudi-Arabien und dem Iran dazu bei, die Herrschaft der Hamas im Gazastreifen zu stabilisieren. Das Ergebnis davon wäre eine vernichtende und demütigende strategische Niederlage für die Nahost-Politik von Bush und Cheney, wobei die dramatische Schwäche der globalen Machtposition der Vereinigten Staaten unterstrichen würde. Dies ist die fundamentale außenpolitische Herausforderung, der sich der nächste US-Präsident zu stellen hat.


Montag, 10.03.2008 - Kategorie: Allgemeines, Geostrategie, Enthüllungen, 11. Sept. 2001 © Das Copyright dieser Seite liegt, wenn nicht anders vermerkt, beim Kopp Verlag, Rottenburg [F. William Engdahl]. Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muß nicht zwangsläufig die Meinung des Verlags oder die Meinung anderer Autoren dieser Seiten wiedergeben.

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