Freitag, 26. Dezember 2008

Wenn der Hunger quält: EU-Geld!

KOPP EXKLUSIV: Äthiopien erhöht die Verteidigungs-Ausgaben, macht aus Grundnahrungsmitteln Biodiesel - und fordert zugleich mehr Hungerhilfe
Das ostafrikanische Äthiopien wird immer wieder von schweren Hungersnöten geplagt. Immer wieder öffnet die internationale Gebergemeinschaft dann die Geldschatullen, um den Not leidenden Menschen zu helfen. Die äthiopische Regierung freut das.
Und sie kauft vom so gespendeten Geld Rüstungsgüter. Doch nie war die äthiopische Regierung so unverfroren wie in diesen Tagen. Denn sie macht aus dem Grundnahrungsmittel Getreide sogar Biodiesel – das aber wird die Hungernden nicht sättigen …

In Äthioipen leben 77 Millionen Menschen. Und 52 Prozent von ihnen arbeiten in der Landwirtschaft. Durch Brandrodung zerstören sie immer mehr landwirtschaftliche Nutzfläche. Viele Staaten der Welt haben Entwicklungshilfeprogramme, mit denen sie seit Jahrzehnten schon versuchen, die schnell wachsende Bevölkerungszahl des Landes darin zu unterrichten, ihre Felder ökologisch verträglich zu bestellen.
Bei der letzten großen Hungersnot im Jahre 1984 kamen mehr als eine Millionen Menschen ums Leben. Menschen wie der britische Musiker Bob Geldorf und der deutsche Schauspieler Karlheinz Böhm waren vom Elend in Äthiopien damals so ergriffen, dass sie spontan für Spenden warben.
Fast zweieinhalb Jahrzehnte sind seither vergangen. Geändert hat sich nichts. Und wieder einmal droht eine schlimme Hungersnot in Äthiopien. Angeblich – so die Regierung – sind nun mehr als vier Millionen Äthiopier vom Hungertod bedroht, wenn das Ausland nicht wieder sofort großzügige Hilfe leistet.
Gerade erst haben die Vereinigten Staaten und
Großbritannien der äthiopischen Regierung am vergangenen Dienstag 90 Millionen Dollar Soforthilfe für die Hungersnot zugesagt.
Und nun kündigt die äthiopische Regierung an, ihre Rüstungsausgaben um 50 Millionen Dollar auf 400 Millionen Dollar erhöhen zu wollen. Vor einer Woche erst hatte die äthiopische Regierung die internationale Staatengemeinschaft öffentlich angefleht, endlich Geld zu überweisen, um den Hungernden zu helfen.
Beinahe täglich gibt es nun neue finanzielle Forderungen der äthiopischen Regierung. Allein USAID wird 95.000 Tonnen Nahrungsmittel nach Äthiopien schaffen, zudem medizinische Hilfsgüter im Wert von 10 Millionen Dollar.
Dabei waren die Voraussetzungen für äthiopische Bauern in der Theorie seit Jahren schon nicht mehr so gut wie heute: Die Regengüsse waren in den vergangenen vier Jahren ergiebiger als üblich. Und die Getreidepreise sind gestiegen – die Bauern verdienen also mehr mit dem Verkauf ihrer Ernten als zuvor. So weit die Theorie.

Zugleich hat es die äthiopische Regierung verstanden, die Gebergemeinschaft davon zu überzeugen, dass sieben Millionen Äthiopier (fast ein Zehntel der Bevölkerung) in ein neues 'Hilfe-zur-Selbsthilfe-Programm' aufgenommen werden müssen.
Sieben Millionen Äthiopier konnten vor vier Jahren frei darüber enstcheiden, ob sie zukünftig regelmäßig Getreide oder aber Bargeld von den Geberstaaten erhalten.
Mehr als die Hälfte der sieben Millionen Äthiopier entschied sich für Bargeld. Und jene, die immer wieder Getreide erhalten haben, verkauften dieses oder aßen es auf. Dieses Programm finanziert die Gebergemenischaft auch weiterhin. Eigentlich hätte es langfristig ein Erfolg werden können.
Doch die äthiopische Regierung verbot jenen Farmern, die ihr Getreide vor dem Hintergrund steigender Preise exportieren, die Ausfuhr. Die Bauern mussten das Getreide zwangsweise zu niedrigen Preisen in Äthiopien verkaufen. Ihr Anreiz zur Arbeit auf dem Feld tendierte gegen Null, denn es gab ja ständig neues Getreide als Geschenk. Die Ernten fielen somit geringer aus.
Die Regierung hat nun in den letzten Wochen immer größere Teile der staatlichen Getreide-Reserven im Volk verteilt, um Hungerrevolten abzuwenden.
So steigt denn der Preis für Getreide, weil Getreide einfach knapp wird. Und eine Hungersnot rollt auf das Land zu. Sie ist hausgemacht und hat nichts mit dem Klimawandel oder ausbleibenden Regenfälle zu tun. Und die Gebergemeinschaft, die schon jetzt sieben Millionen Äthiopier in ihr Sozialhilfeprogramm aufgenommen hat, wird von der äthiopischen Regierung vor den Fernsehkameras der Welt bezichtigt werden, Millionen Äthiopier verhungern zu lassen. Das will niemand. Also rollen die Hilfsgüter wieder.

Äthiopien, das immer wieder von Hungersnöten geplagt wird, hat heute eine der größten Armeen in ganz Afrika. Seit vielen Jahren schon ist Äthiopien im Kriegszustand mit dem Nachbarland Somalia. Und deshalb braucht das Land ständig neue Waffen. Die liefert vor allem China. Natürlich beliefern die Chinesen zugleich auch die somalischen Kriegsherren. Und die Chinesen wollen von beiden Seiten Bargeld sehen. Um das Not leidende Volk kümmern sich ja unterdessen Hilfsorganisationen und spendable Geberländer. Damit haben die Äthiopier seit Jahrzehnten Erfahrung …
Sie finden das alles noch nicht schlimm genug?
Dann sollten Sie wissen, dass Äthiopien einen Vertrag mit einem deutschen Unternehmen eschlossen hat und aus dem äthiopischen Grundnahrungsmittel Getreide Biodiesel erzeugt.
Das deutsche Unternehmen Flora Eco Power hat 57 Millionen Euro in das Projekt in Oromo investiert. Es gibt inzwischen viele solche Projekte in Äthiopien. Und die Regierung hat noch im November 2007 mitgeteilt, dass die Abzweigung vieler Millionen Hektar Landwirtschaftsflächen, auf denen nun Nutzpflanzen zur Erzeugung von Biodiesel angebaut werden, ganz bestimmt nicht zu einer Nahrungsmittelknappheit oder gar Hungersnot führen werden. Das ist kaum mehr als ein halbes Jahr her …
Mittwoch, 11.06.2008 - Kategorie: Allgemeines, Geostrategie, Enthüllungen, Wirtschaft & Finanzen, Politik © Das Copyright dieser Seite liegt, wenn nicht anders vermerkt, beim Kopp Verlag, Rottenburg [Udo Ulfkotte]
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