Freitag, 26. Dezember 2008

Deutscher als deutsch: Einbürgerungstest dick eingeKOCHt ...

Einbürgerungstest: Deutsch für Dummies – von Dummies

Sie wollen Deutscher werden? Passen Sie auf: Ein paar Spaßvögel haben sich so eine Art Trivial Pursuit für Möchtegern-Deutsche überlegt: den Einbürgerungs-Fragebogen.
Endlich kann nur noch Deutscher werden, wer wirklich eine Ahnung von - "hier werden Sie geholfen!" - Deutschland, seiner Kultur und seinen Gesetzen hat. Die Macher des Fragebogens also nicht.
Denn die verlangen zum Teil falsche und ungenaue Antworten von den Bewerb-ern. Zum anderen Teil lassen sie die Deutschen in spé an ihrer ersehnten neuen Heimat schon wieder irre werden ...
Die gute Nachricht zuerst: Der Fragebogen (hier zitiert in der Version vom 8. Juli 2008) ist von hoher Qualität, denn er wurde vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) der Humboldt Universität Berlin entwickelt, brüstet sich die Website des Bundesinnenministeri-ums.

Die schlechte: Der Fragebogen ist eine PISA-Studie ganz eigener Art. Zum Teil verlangt er falsche Antworten, zum Teil bringt er die Neu-Deutschen auf ganz dumme Gedanken …
Es geht schon mit Frage 3 los:
Deutschland ist ein Rechtsstaat. Was ist damit gemeint?
a) Alle Einwohner/Einwohnerinnen müssen sich an die Gesetze halten.
b) Der Staat muss sich nicht an die Gesetze halten.
c) Nur Deutsche müssen die Gesetze befolgen.
d) Die Gerichte machen die Gesetze.
Nun ist das ja nicht irgendeine Frage. Verlangt wird natürlich Antwort a. Das Problem ist nur, dass diese Antwort ebenfalls falsch ist. Denn an die Gesetze hat sich Jeder zu halten, der sich in ihrem Geltungsbereich befindet, also nicht nur Einwohner, sondern auch Touristen, Geschäfts-reisende, Asylbewerber etc. Wäre Antwort a) richtig, könnten alle, die nicht in Deutschland wohnen, straflos Gesetze brechen.

Die "Einwohner" tauchen auch in Frage 17 auf, und zwar, wenn es um Meinungs- und Versamm-lungfreiheit geht. Letztere gilt aber auch nicht für Einwohner, sondern nur für Staatsbürger.
Frage 5:
Wen müssen Sie in Deutschland auf Verlangen in Ihre Wohnung lassen?
a) den Postboten/die Postbotin
b) den Vermieter/die Vermieterin
c) den Nachbarn/die Nachbarin
d) den Arbeitgeber/die Arbeitgeberin
a: natürlich nur, wenn er/sie zweimal klingelt. c: Die Nachbarin nur bei Verlangen. Kalauer beiseite: Richtig ist natürlich b – beziehungsweise falsch. Denn das klingt so, als müsste man den Vermieter jederzeit auf sein einfaches Verlangen hin in die Wohnung lassen.
Frage 23:
Wenn man in Deutschland ein bestimmtes Alter erreicht und aufhört zu arbeiten, was bekommt man dann:
a) Rente
b) Gehalt
c) nichts
d) Ausbildungsgeld
Eine schwierige Frage. Offiziell natürlich Rente, aber inoffiziell: nichts. Oder so gut wie nichts.
Frage 26:
Deutschland ist eine
a) kommunistische Republik.
Mal ehrlich: Da könnte was dran sein. Immerhin war die Bundeskanzlerin früher mal FDJ-Propagandasekretärin. Außerdem erstickt das Land unter der Regelungs- und Planungswut seiner Gesetzgeber und Behörden.
b) ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.
Auf keinen Fall.
c) eine kapitalistische und soziale Monarchie.
Mal überlegen. Kapitalistisch: Ja. Sozial: Kaum noch. Monarchie: Nein.
d) ein sozialer und sozialistischer Bundesstaat.
Vielleicht. Sozial: Siehe oben. Sozialistisch: Sowieso – siehe oben (FDJ-Bundeskanzlerin).
Frage 28:
Wer wählt in Deutschland die Abgeordneten zum Bundestag?
a) das Militär
b) die Wirtschaft
c) das wahlberechtigte Volk
d) die Verwaltung
Gute Frage – b?
Frage 34:
Was ist Deutschland nicht:
a) eine Demokratie
b) ein Rechtsstaat
c) eine Monarchie
d) ein Sozialstaat
Darüber kann man trefflich streiten. Eine Monarchie?
Frage 36:
Welche Maßnahme schafft in Deutschland soziale Sicherheit?
a) die Krankenversicherung
b) die Autoversicherung
c) die Gebäudeversicherung
d) die Haftpflichtversicherung
Was meinen Sie? a kann es ja wohl nicht sein, seitdem man selbst für lebensnotwendige Leistungen wie Zahnersatz und Brillen selbst bezahlen muss.
Frage 50:
Die Wirtschaftsform in Deutschland nennt man
a) freie Zentralwirtschaft.
b) soziale Marktwirtschaft.
c) gelenkte Zentralwirtschaft.
d) Planwirtschaft.
Schwierig. Also verlangt wird wohl b, aber c und d sind auch nicht so falsch …
Frage 52:
Was bedeutet Volkssouveränität? Alle Staatsgewalt geht vom …
a) Volke aus.
b) Bundestag aus.
c) preußischen König aus.
d) Bundesverfassungsgericht aus.
a auf keinen Fall. Eher b mit Tendenzen zu d.
Frage 53:
Was bedeutet "Rechtsstaat" in Deutschland?
a) Der Staat hat Recht.
b) Es gibt nur rechte Parteien.
c) Die Bürgerinnen und Bürger entscheiden über die Gesetze.
d) Der Staat muss die Gesetze einhalten.
a und b: Sehr verlockend. c: Auf keinen Fall. d: Theoretisch.
Frage 64:
Die Bundesrepublik ist heute gegliedert in
a) vier Besatzungszonen.
b) einen Oststaat und einen Weststaat.
c) 16 Kantone.
d) Bund, Länder und Kommunen.
a ist falsch, denn die Bundesrepublik Deutschland ist nur eine Besatzungszone. b könnte richtig sein, denn die Teilung ist noch nicht überwunden.
Frage 76:
Was bedeutet die Abkürzung CDU in Deutschland?
a) Christliche Deutsche Union
b) Club Deutscher Unternehmer
c) Christlich Deutscher Umweltschutz
d) Christlich Demokratische Union
Ich würde sagen: Da weder christlich noch demokratisch passen, auf keinen Fall d. Eigentlich kommt nur b in Frage.
Frage 103:
Wer ist in Deutschland "wehrpflichtig"?
a) alle Frauen und Männer, die 18 Jahre alt sind
b) alle männlichen Staatsbürger, die 18 Jahre alt sind
c) alle Männer und Frauen, die 21 Jahre alt sind
d) alle Männer, die 16 Jahre alt sind
Richtig soll b sein. Eine tolle Sache. Denn das würde heißen, daß man schon ab 19 nicht mehr wehrpflichtig ist.
Frage 132:
Viele Menschen in Deutschland arbeiten in ihrer Freizeit ehrenamtlich. Was be-deutet das?
a) Sie arbeiten als Soldaten/Soldatinnen.
b) Sie arbeiten freiwillig und unbezahlt in Vereinen und Verbänden.
c) Sie arbeiten in der Bundesregierung.
d) Sie arbeiten in einem Krankenhaus und verdienen dabei Geld.
Meine Favoriten: a, b und d. c bestimmt nicht.
Frage 140:
Was macht ein Schöffe/eine Schöffin in Deutschland? Er/Sie …
a) setzt mit einem Richter/einer Richterin das Strafmaß fest.
b) gibt Bürgern/Bürgerinnen rechtlichen Rat.
c) stellt Urkunden aus.
d) verteidigt den Angeklagten/die Angeklagte.
Verlangt wird a, doch das ist so nicht richtig. Denn erstens ist auch ein Schöffe ein Richter, wenn auch ein ehrenamtlicher. Zweitens bestimmt er nicht nur über das Strafmaß mit, sondern kann während der Hauptverhandlung alles machen, was auch ein Berufsrichter macht (also Fragen stellen usw.).
Auch in den Zusatzfragebögen für die Bundesländer finden sich peinliche Patzer, zum Beispiel in dem für Niedersachsen.
Frage:
Wo können Sie sich in Niedersachsen über politische Themen informieren?
a) bei der Landeszentrale für politische Bildung,
b) beim Ordnungsamt der Gemeinde,
c) bei der Verbraucherzentrale
d) bei den Kirchen.
Verlangt wird die Antwort a, aber leider gibt es in Niedersachsen seit dem 1. Januar 2005 keine Landeszentrale für Politische Bildung mehr.
Frage 148 (des "Bundes-Bogens"):
Was ist eine Aufgabe der Polizei in Deutschland
a) das Land zu verteidigen.
b) die Bürgerinnen und Bürger abzuhören.
c) die Gesetze zu beschließen.
d) die Einhaltung von Gesetzen zu überwachen.
Da kann man echt ins Grübeln kommen: b?
Nicht doch. Der Fragebogen ist über jeden Zweifel erhaben, denn das verantwortliche Institut (IQB) "ist eine von allen 16 Bundesländern gemeinsam finanzierte Einrichtung, die eine hervor-ragende wissenschaftliche Qualität und nationale und internationale Reputation im Bereich der Entwicklung und Überprüfung von Bildungsstandards (z.B. PISA-Studie) besitzt …"
Hier eine Analyse aus muslimischer Sicht.
Dienstag, 08.07.2008 - Kategorie: Politik © Das Copyright dieser Seite liegt bei Gerhard Wisnewski. Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muß nicht zwangsläufig die Meinung des Verlags oder die Meinung anderer Autoren dieser Seiten wiedergeben.

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