Freitag, 26. Dezember 2008

Spieglein, Spieglein hier im Land, wer hat die schönste Wahrheit an der Hand?

Der "Spiegel" schiebt Panik vor den Bloggern

Der "Spiegel" hat einen neuen Feind entdeckt: Die Blogger. "Deutsche Blogger – Polemisch, rechthaberisch, machtlos", titelte "Spiegel Online" am 21. Juli 2008. Und auch in der Print-Ausgabe erschien der Artikel.
"Polemisch?"
"Rechthaberisch?"
Und auch noch "selbstbezogen"?
Gemein: Was haben die Blogger denn dem "Spiegel" getan – fast klingt das wie das Gekeife in einem handfesten Beziehungskrach. Die Antwort: Der "Spiegel" schiebt Panik vor den Bloggern.
"In Deutschland sind die vielen Hände der Amateure ziemlich leer", spottet der Spiegel über die Blogger. "Blogs bleiben ein Nischenprodukt. Mal lustig, mal interessant. Sehr oft mit nichts als sich selbst beschäftigt. Aber insgesamt ohne große Bedeutung. Man spricht nicht darüber."
Genau – sondern man schreibt dreiseitige Artikel darüber.
"Schätzungsweise 500.000 deutschsprachige Blogs gibt es. Die meisten sind sanft entschlafene Karteileichen", pfeift der Spiegel im Blogger-Walde. "Rund 200.000 sind aktiv. Das klingt nach viel. Doch global gesehen sind die Deutschen Blog-Muffel. Nur etwa jeder fünfte Deutsche liest sie überhaupt jemals."
Achso, dann also weg mit den Dingern – wie heißen die nochmal?
Blogs
– von Web und Log, also Web-Tagebuch. Wobei 200.000 nicht nur nach viel klingt, wie der Spiegel schreibt, sondern tatsächlich sehr viele sind. Macht also 200.000 aktive Blogs und 1 Spiegel-Online-Blog. Kein Wunder, dass man da Angst kriegt.
Kaum war das Spiegel-Geschreibsel draußen, konterte denn auch die deutsche Bloggerszene: "Das Übliche, wenn hartgesottene Journalisten Angst um ihren Sessel bekommen und den Kon-kurrenten verbal ausschalten wollen / sollen / müssen", hieß es auf blog.netplanet.org.
"Der SPIEGEL hat panische Angst, panische Angst vor Bloggern", folgerte man auf f!xmbr.de. Der Artikel "Die Beta-Blogger" sei "eine obskure Mischung aus jeder Menge Blödsinn, Un-wahrheiten und profaner Meinungsmache der Autoren".

"Die gefühlte Bedrohung durch den Bürgerjournalismus ist eine Entwicklung, die den deutschen Beta-Journalisten in seinem Selbstverständnis berührt", stimmte der Spiegelfechter-Blog zu. "Stecken die deutschen 'Beta-Journalisten' etwa in einer Daseinskrise?"
Und ob. Denn was der Spiegel-Artikel kaum vermuten lässt: Die deutsche Blogosphäre klaut dem Spiegel immer häufiger die Butter vom Brot und ist ihm intellektuell überlegen.
Das ist auch keine große Kunst, denn der Spiegel hat inzwischen einen neoliberalen und neokon-servativen Tunnelblick.
Und ein Tunnelblick ist nie gut für den Journalimus. "Auf den größeren, insbesondere wenigen politischen Blogs, gilt das Magazin aus der wunderschönen Hansestadt Hamburg nur noch als neoliberale Kampfzentrale Deutschlands", hieß es auf f!xmbr.de.
"Es gibt kaum einen politischen Artikel aus der Brandstwiete, den man mit wenig Gegenrecher-che nicht auseinander nehmen könnte."
Und damit werden die Spiegel-Leute natürlich immer wieder knallhart konfrontiert. Genüsslich breitete beispielsweise blogbar.de aus, wie Spiegel Online bei Wikipedia gleich die falschen Kommas mitklaute und sich postwendend entschuldigen musste.
Ja, es gibt Blogs, über die der Spiegel-Redakteur gar nicht gerne redet, zum Beispiel spiegelkritik.de.
Den vergisst man in dem Artikel doch glatt zu erwähnen. Der Blog (oder etwa DAS Blog, wenn es doch ein Web-Tagebuch ist ...?) fällt immer wieder vernichtende Urteile über die »Bild am Montag« (Redensart):
Beispiel Jugendgewalt: "Dass der Spiegel die Aufregung mit obskuren pseudowissenschaftlichen Thesen anheizt und solchen Unsinn mit virtuoser, teilweise irreführender Zahlenklauberei zu verschleiern sucht, ist mehr als ärgerlich."
Beispiel Bio-Bauern: "Fakten, die nicht zur gewünschten Aussage des Artikels passen, werden ausgeblendet oder so lange zurechtgebogen, bis sie passen. Ein mit solchen Methoden ent-standener Text ist dann eine schön zu lesende Geschichte mit Versatzstücken aus der Realität – jedoch ungeeignet, die Wirklichkeit zu beschreiben. Wie gesagt: Eine typische Spiegel-Geschi-chte.«
Beispiel "Gelbe Spione in Deutschland": "Die größte Gefahr dieses Spiegelartikels ist aber der suggerierte Generalverdacht, der alle Chinesen in Deutschland als vermeintliche Wirtschafts-spione darstellt. Eine Steilvorlage für den rechten Mob, um demnächst auf Volksfesten wie in Mügeln die Jagd auf 'die gelben Spione' zu eröffnen. Dieser Spiegel-Artikel ist nicht besser, nein sogar viel gefährlicher, als wenn beispielsweise die NPD Ausländer als kriminell oder 'Arbeits-platzdiebe' darstellt."
Dass die Mainstreamjournalisten über die Blogs jammern, sei "ein gutes Zeichen, denn es zeigt, dass man sich kontrolliert fühlt, nicht machen kann, was man will, ohne auch kritisiert zu werden", meint opponent.de. "Genau das ist der Sinn jener Blogs, die sich als Konkurrenz, gar als Alternative zu den etablierten Medien begreifen."
Die Blogs als Konkurrenz zu Medienschlachtschiffen wie "Spiegel Online"? Ist das nicht etwas übertrieben? Keineswegs.
Denn eins ist klar: Jede Internetzeile klaut den etablierten Online-, aber auch Print- und TV-Medien Publikum.
Fünf Minuten, die ein Leser auf einem Blog verbringt, kann er nicht bei "Spiegel Online" ver-bringen. Und 200.000 aktive und insgesamt eine halbe Million Blogs sind eine gewaltige Bedrohung für den etablierten (Online)Journalismus. Das sind also 200.000 Graswurzel-Medien gegen ein paar große Mainstreammedien.
Die Blogger-Szene ist explodiert, die Vielfalt unübertroffen, die Professionalität im Wachsen begriffen.
Die Grenzen zwischen professionellen (Online)Medien und Blogs verschwimmen bereits. Währ-end manche, klassische Blogs aussehen wie Tagebücher, werden andere im Zeitungsstil ge-staltet. Der Begriff Blog wandelt sich und umfasst inzwischen jedes Medium, das zum Tages-geschehen Nachrichten verbreitet oder Stellung nimmt.
Die Zersplitterung betrifft auch die kommerzielle Struktur der Medien. Auch Werbung wird nicht mehr nur explizit bei einem bestimmten Medium geschaltet. Der Werbetreibende geht nicht mehr ausschließlich zu einem Medium und schaltet eine Anzeige oder ein Banner, sondern die Werbebanner werden in Webportalen bereitgestellt, wo sie sich jeder Blogger auf seine Seite holen kann. Bezahlt wird dann zum Beispiel nach Klicks.
Ein- und dasselbe Banner kann im Prinzip 100.000 Mal bei "Spiegel Online" oder 100 Mal bei tausend anderen Seiten angeklickt werden. Noch gibt es zwar qualitative Unterschiede, etwa was die aufwendige Gestaltung und den Platzbedarf von animierten Bannern betrifft.
Aber trotzdem werden Schlachtschiffe wie "Spiegel Online", so auch die Angst der Beta-Journalisten, eines Tages möglicherweise einfach im Meer der Blogs absaufen und sich im Internet auflösen wie ein Stück Zucker im Kaffee. Und dann wird herauskommen, daß auch "Spiegel Online" nichts anderes ist und war als die anderen: Ein Blog unter vielen. Und ein besonders voreingenommener obendrein.

Mittwoch, 23.07.2008 - © Das Copyright dieser Seite liegt bei Gerhard Wisnewski. Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muß nicht zwangsläufig die Meinung des Verlags oder die Meinung anderer Autoren dieser Seiten wiedergeben.

Umfrage:
Leser des "Schweiz Magazins" halten "Spiegel" für US-finanziert

Nach einer Umfrage des "Schweiz Magazins" halten 54 Prozent der teilnehmenden Leser das deutsche Nachrichtenmagazin »Spiegel« für US-finanziert.
"Die USA haben 1,54 Milliarden US-Dollar ausgegeben, um Image-Kampagnen im Ausland zu starten. Davon profitieren in erster Linie Medien.
Bei welcher der folgenden Zeitungen/Magazine haben Sie den Eindruck, könnten davon einige Millionen angekommen sein?", lautete die Frage des "Schweiz Magazins" an seine Leser.
"Heraus kam ein erstaunliches Ergebnis", so die Schweizer: "Von 300 Teilnehmern dieser Umfrage stimmten 54% (162 Stimmen) für das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" als das Magazin, welches am ehesten Gelder von der US-Administration erhalten haben könnte.
Auf dem zweiten Platz dahinter mit 20% (59 Stimmen) das deutsche Boulevardblatt 'BILD'."

Der Schweizer Blick und die NZZ hätten dagegen weit hinten rangiert.
So sehr man dieses Ergebnis vielleicht nachvollziehen kann: Hier wird mit einer ziemlich dünnen Achse ein ziemliches großes Rad gedreht. Denn 300 Teilnehmer sind natürlich nur eine sehr kleine Datenbasis, und repräsentativ in Bezug auf die Auswahl der Teilnehmer dürfte die Um-frage schon gar nicht gewesen sein.
Auch Beweise für eine US-Finanzierung des "Spiegel" haben weder das Schweiz Magazin noch seine Leser zu bieten.
Das Gesamtergebnis basiere "auf den Lese-Eindrücken", die der "Spiegel" vermittele, so die Schweizer Redakteure. Der Weg, "den diese ehemalige linke Politpostille" seit dem Tod ihres Begründers Rudolf Augstein genommen habe, sei "geradezu atemberaubend":
"Nie gab es in der deutschen Medienlandschaft einen grössere Wendehals-Akrobatik als beim Spiegel, was auch der Masse der Leserschaft aufgefallen zu sein scheint."

"Ist das deutsche Nachrichtenmagazin DAS US-Propagandaorgan auf europäischem Boden?", fragen die Schweizer und spekulieren des weiteren über die Finanzen des Spiegel.
2007 habe dieser mit 57 Millionen Euro das beste Betriebsergebnis seiner Geschichte erzielt, was das Hamburger Magazin mit einem Übergewicht der Verkaufs - gegenüber den Anzeigen-erlösen begründet habe. Dann aber hätte der Spiegel 2007 20 Millionen Hefte mehr verkaufen müssen, so das Schweiz Magazin.
Verdächtig erscheint den Schweizern überdies die wohlwollende Behandlung des Spiegel durch das so genannte "Edelman Trust Barometer" – zu deutsch etwa: Edelman's Vertrauens-Barometer, eine Art Rating-Agentur für Glaubwürdigkeit. Dessen amerikanischer Begründer und Herausgeber habe den Spiegel zur "glaubwürdigsten Nachrichtenquelle" erklärt.
Nun, das ist freilich merkwürdig. Mögliche Erklärung: Auch das "Trust Barometer" gründet sein Urteil auf Umfragen mit pro Land nur wenigen hundert Teilnehmern …
Montag, 30.06.2008 - Kategorie: Politik © Das Copyright dieser Seite liegt bei Gerhard Wisnewski. Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muß nicht zwangsläufig die Meinung des Verlags oder die Meinung anderer Autoren dieser Seiten wiedergeben.

Masterminds of Error: "Spiegel" findet EU-Politik gegen das Volk gut

Die anti-demokratische und abgehobene EU-Politik wird zur Zeit mehr oder weniger überall kritisiert: Wie die EU-Verfassung ursprünglich an den Völkern vorbeigeschleust werden sollte, aber an den Referenden in Frankreich und den Niederlanden scheiterte. Wie sie dann in einen Reformvertrag umgeschminkt wurde, damit sie nur noch in Irland einer Volksbefragung aus-gesetzt werden musste.
Wie die Iren Nein dazu sagten, und wie sich die EU-Zwangspolitiker nun neue Tricks überlegen, wie sie Irland doch noch ausmanövrieren können.
Halt: Sagte ich, das werde "überall" kritisiert? Nein! Ein kleines Magazin aus Hamburg findet das alles ganz in Ordnung so. Die EU-Politiker seien "weiter entschlossen, Politik gegen das Volk zu machen. Und das ist richtig."
Kauft man sich den Spiegel, kommt man ja bekanntlicih aus dem Augenreiben nicht mehr her-aus. An diesem Montag war es besonders schlimm. Ja, meine Augen fingen gar zu tränen an.
Der Europarat sei ohne Frage "die größte Versammlung von Schlawinern, die es weltweit gibt", biedert sich der Spiegel vom 23. Juni 2008 zu Beginn noch bei Volkes Meinung an.
"Sie tun so harmlos, wie sie da an ihrem gigantischen Tisch in Brüssel sitzen und parlieren, aber sie hecken wieder etwas aus. Sie wollen ihren Völkern eine große Sache unterjubeln. (...) Sie jubeln ihren Völkern die Europäische Union unter, mehr und mehr. (...)
Die Politik macht Politik gegen das Volk, und das fällt nur auf, wenn ein Volk mal gefragt wird, was es davon hält."
Soweit, so gut, aber dann kommt's: Unverblümte Werbung für das antidemokratische Ver-tragswerk, mit dem die europäischen Völker überrumpelt und ihnen ihre eigenen Verfassungen genommen werden sollen. Der Spiegel als Zentralorgan des Europarats:

"Die Iren haben einen Vertrag abgelehnt, der Europa ein bisschen besser gemacht hätte", heißt es da zum Beispiel. Und dann: "Weil alle Mitgliedstaaten zustimmen müssen, gefährdet dieses Votum den Fortschritt für alle."
Und nicht nur das. Plötzlich gibt es auch "Gründe", denselben Politikern, deren antidemokra-tisches Wirken die "Masterminds of Error" aus Hamburg zuvor noch ausführlich beschrieben hatten, "Vertrauen zu schenken".
Vertrauen ist natürlich ein ebenso großzügiges wie unverdientes Geschenk für diese "Schlawi-ner". Denn Schlawiner ist ja ein bewusst harmlos gewählter Ausdruck. Ein Schlawiner ist sowas wie ein sympathischer Filou, ein nettes Schlitzohr eben. Ob unsere Politiker damit treffend beschrieben werden, ist jedoch fraglich.
Aber der Spiegel findet, dass sie ja eigentlich ganz in Ordnung sind und es einem nur etwas schwer machen, "nachhaltig Gefallen an Europas zu finden".

"Die Schlawiner" hätten den europäischen Völkern "einen Binnenmarkt untergejubelt, den Euro, die Aufhebung vieler Grenzkontrollen und zuletzt eine weltweit vorbildliche Klimapolitik."
Bravo. Soll heißen: Unterjubeln bzw. sich etwas unterjubeln zu lassen, ist gut. Freilich ist Un-terjubeln bisher in keinem Staatsmodell vorgesehen gewesen, ja, nicht mal in der getarnten EU-Verfassung steht das Wort drin.
Der Binnenmarkt wurde hauptsächlich für die Konzerne geschaffen, die auf diese Weise weiter rationalisieren, standardisieren und durch Einstampfung der Kulturen mit viel weniger Personal und Produktionsaufwand zwischen Sizilien und Stockholm denselben Quark verkaufen können. Man muß die Leute nur dran gewöhnen. Mit dem Euro wurden in Europa die Löhne "umge-rechnet" (also halbiert), die Preise aber innerhalb kurzer Zeit im Rahmen einer 100-prozentigen Inflation wieder auf DM-Zahlen hochgeschraubt – und darüber.
Die Klimapolitik beruht auf Schwindel-Physik und führt zu einer Klima-Diktatur mit immer größerer Reglementierung und Besteuerung. Mit dem Klima-Argument kann in jeden Lebensbereich eingegriffen werden.
Aber: "All das", jubelt der Spiegel die oben genannten Errungenschaften seinen Lesern unter, "war richtig und macht Europa zu einem sehr lebenswerten Kontinent". Wenn damit die Konzerne gemeint sind, ist das sogar wahr.
"Trotz Bürokratie und anderer Defizite eine wunderbare Bilanz."

Ist das nicht schön? Natürlich! Stören tut da eigentlich nur das Volk:
"In Referenden wäre das meiste mindestens aufgehalten worden, wenn nicht verhindert."

Und jetzt kommt's wirklich ganz dick:
"Demokratie heißt nicht, grenzenloses Vertrauen in den Bürger zu haben. Das Große ist manch-mal bei Politikern in besseren Händen, und es braucht Zeit."
Also: Es geht gar nicht um das Vertrauen der Bürger in ihre mehr oder weniger gewählten "Vertreter", sondern umgekehrt – es geht darum, ob die "Schlawiner" Vertrauen in die Bürger haben können. Beiläufiger kann man die Abschaffung der Demokratie wohl kaum noch formu-lieren.
Donnerstag, 26.06.2008 - Kategorie: Geostrategie, Wirtschaft & Finanzen, Politik © Das Copyright dieser Seite liegt bei Gerhard Wisnewski. Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muß nicht zwangsläufig die Meinung des Verlags oder die Meinung anderer Autoren dieser Seiten wiedergeben.

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