Donnerstag, 15. Januar 2009

Josef Ackermann hat keinen Schuss mehr frei

DPA
Die Deutsche Bank braucht Kapital, doch Josef Ackermann hat sich selbst Fesseln angelegt.
Die Deutsche Bank braucht Kapital, doch Josef Ackermann hat sich selbst Fesseln angelegt. Mitte Oktober soll er vor Führungskräften seines Hauses gesagt haben: "Ich würde mich schämen, wenn wir Staatsgeld annehmen würden." Sollte er nun ebenso wie die Commerzbank um Kapital betteln, wäre der Top-Banker erledigt.
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In den kommenden Monaten darf für Josef Ackermann nichts schief gehen. Fast fünf Milliarden Euro Verlust hat die Deutsche Bank, deren Chef Ackermann ist, allein im vierten Quartal gemacht. Das geht auch der größten heimischen Bank ans Kapital. "Noch ein Milliarden-Verlust und Ackermann muss wie die Konkurrenz von der Commerzbank beim Rettungsfonds Soffin um Geld betteln“, heißt es in Finanzkreisen. Dann aber würde es für Josef Ackermann persönlich eng.
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Schuld daran wäre der Schweizer selbst. Mitte Oktober soll er vor Führungskräften seines Hauses gesagt haben: „Ich würde mich schämen, wenn wir Staatsgeld annehmen würden.“ Wettbewerber und Politik kochten vor Wut. Ausgerechnet der Chef des Branchenprimus, jener Topmanager, der selbst für den Bankenrettungsplan gekämpft hatte, diskreditierte ihn. Wer immer in dieser für alle Banken schweren Zeit Geld beim Soffin anfragte, hatte sich aus Sicht der Deutschen Bank zu schämen. „Käme Ackermann nun und würde Kapital beantragen, kostet ihn das den Job“, ist man in Berlin überzeugt.
Möglicherweise haben Ackermanns Männer einen Weg gefunden, wie sie ihrem Chef und der Deutschen Bank den Gesichtsverlust ersparen können und indirekt trotzdem an Staatsgeld kommen – ein so trickreiches wie komplexes Finanzkonstrukt. Anstatt wie geplant den 62,3 Prozent-Anteil der Post an der Postbank in zwei Schritten bis 2012 zu übernehmen, wickelt die Deutsche Bank das nun in drei Phasen ab und schont ihr Eigenkapital. In einem ersten Schritt kauft sie 22,9 Prozent der Postbank und bezahlt mit eigenen Aktien. Das Clevere dabei: Das Ganze geschieht im Zuge einer Kapitalerhöhung gegen Sacheinlage im Volumen von 1,1 Milliarden Euro bei der Deutschen Bank. Damit wird der Ex-Staatskonzern Post mit einem Anteil von acht Prozent Großaktionär der Deutschen Bank, und diese bekommt so auch noch frisches Eigenkapital.
Im zweiten Schritt zeichnet die Bank eine Pflichtwandelanleihe der Post im Wert von 2,7 Milliarden Euro. Nach drei Jahren wird die gegen 27,4 Prozent der Postbank-Anteile getauscht. So muss die Deutsche Bank auch erst in drei Jahren den restlichen Aktionären ein Pflichtangebot machen. Als dritter Schritt sind dann Kauf- und Verkaufsoptionen für die restlichen Postbank-Aktien der Post vereinbart.
Die Konstruktion sei fein ausgedacht, heißt es in Frankfurt: "Ackermann könnte die Postbank als Vehikel nutzen, um an Kapital über die Soffin zu kommen.“ Der Postbank-Vorstand müsste beim Fonds Kapitalhilfen beantragen und würde sie kriegen. "Das ist Sache des Postbank-Vorstands“, sagte Deutsche-Bank-Finanzvorstand Stefan Krause. Der Großaktionär Deutsche Bank würde lediglich beobachten.
Eine erträgliche Position für Ackermann: Es sei gut, dass es den Bankenrettungsschirm gebe, sagte er gestern. „Aber die Deutsche Bank braucht ihn nicht.“ Ganz sicher kann er sich dabei nicht sein. "Er pokert darauf, dass es an den Märkten besser wird“, sagt einer, der Ackermann genau auf die Finger schaut. Würden sich die Kapitalmärkte entgegen der Erwartungen weiter so schlecht entwickeln wie 2008, könnten trotz der jetzt vorgenommenen Wertberichtungen und Verkäufe im Portfolio der Deutschen Bank weitere hohe Verluste anfallen. "Spätestens dann“, so meint er, "braucht auch der Branchenführer frisches Kapital.“
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Zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 14. Januar 2009, 15:09 Uhr

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