Sonntag, 18. Januar 2009

Titanic Deutsche Bank sucht neuen Steuermann - Ackermann ackert wie ein Mann und vegammelt teure Edel-Kartoffeln ...

Die neuen Herausforderungen für Josef Ackermann

dpa
Deutsche Bank - Ackermann
Die Deutsche Bank steht vor einer epochalen Wende. Das Investmentbanking hat als Geldmaschine ausgedient. Unklar ist, wie das größte Kreditinstitut des Landes aussehen und woher das Kapital für den Umbau kommen soll. Vor allem aber ist kein Nachfolger für Josef Ackermann in Sicht.
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Die Finanzkrise einfach erklärt:Wie sie aus den USA zu uns kam
Keine Schwäche zeigen, bloß keine Schwäche zeigen. Das Essen sei schuld gewesen, ließ die Deutsche Bank verlauten, als am Donnerstagmorgen die Nachricht vom Kreislaufkollaps Josef Ackermanns die Runde machte. Würstchen mit Kraut hatte der Vorstandschef gegessen. Erst später korrigierte der wieder genesene Ackermann, dass es wohl doch der Stress war: "Ich hatte den ganzen Tag dicht gedrängt voller Termine, leider nichts gegessen und fast nichts getrunken", sagte der 60-jährige Banker der "Bild-Zeitung".
Dabei hatte Ackermann Glück im Unglück gehabt am Mittwochabend. Er stand beim Neujahrsempfang in der Deutsche-Bank-Repräsentanz in Berlin am Rande des Saales. Schnell konnte er noch ins Nebenzimmer gehen, ein Zusammenbruch vor den Augen der 300 Gäste blieb ihm erspart.
Das Bild wäre ein Fiasko am Ende eines desaströsen Tags gewesen. 4,8 Milliarden Euro Verlust in einem Quartal, der historische Rekord in der 139-jährigen Geschichte der Deutschen Bank, hatte er noch am Mittwochmittag den Analysten erklären müssen.
Was noch schwerer wiegt: Rund 1,5 Milliarden Euro davon sollen aus Verlusten im Eigenhandel gekommen sein - also Wetten auf die eine oder andere Richtung an den Kapitalmärkten. Aller Welt war auf einmal offensichtlich: Die Deutsche Bank hat sich verzockt, obwohl ihr Vorstandschef doch immer betont hatte, dass Zocken nicht die Art des Hauses sei. "Diesem Quartalsergebnis ist nichts Positives abzugewinnen", schrieben die Analysten der Credit Suisse.
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Schlecht ist die Stimmung auch im eigenen Haus. "Zero Budgeting" ist derzeit die Devise. Flüge und Taxifahrten sind zu vermeiden, wann immer möglich, selbst im noblen Investmentbanking. Sogar die für Banker so unentbehrlichen Blackberry-Geräte, dank derer sie ständig per E-Mail erreichbar sind, stehen auf dem Kostenindex - zumindest wenn es um neue Geräte geht.
Wenn es nur das wäre: Durch die Finanzkrise ist der Deutschen Bank in ihrem wichtigsten Bereich, dem Investmentbanking, das Geschäftsmodell abhandengekommen. Milliarden an Erträgen werden wegfallen, weil der Eigenhandel eingedampft wird und hoch komplexe Produkte kaum mehr gefragt sind.
Die Regulatoren werden mit ihren Auflagen das Übrige tun. Auf einem Empfang in Bonn brachte es Ackermann am Dienstag auf den Punkt: "Die Zukunft liegt in der erfolgreichen Einbettung des Investmentbankings in die Universalbank", sagte er vor fast 1000 Besuchern. Wie dieses "Einbetten" gehen soll, bleibt sein Geheimnis. Noch im September waren rund zwei Drittel des Bankkapitals im Kapitalmarktgeschäft gebunden.
Jetzt muss umgeschichtet werden. Doch wie? Mit welchen Geschäften will die Deutsche Bank die Ausfälle im Investmentbanking kompensieren? In welchen Regionen der Welt will sie stark sein? Wie soll der Umbau finanziert werden? Fragen über Fragen, und auch auf eine der wichtigsten gibt es keine Antwort: Wer soll die Deutsche Bank ins neue Zeitalter führen?
Nicht, dass Ackermann an der Spitze der Bank infrage stünde. Der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Börsig weiß, was er an seinem Vorstandschef hat. Ackermann ist in Frankfurt wie in London anerkannt. Er gehört zu den wenigen Bankern weltweit, die mit Staatschefs auf Augenhöhe sprechen können. Und vor allem: Der Schweizer hat trotz Verlusten sein Haus besser im Griff als viele andere. Die Bank muss zwar umgebaut werden, ist aber längst kein Sanierungsfall. Es gäbe vermutlich keine Nachfolgediskussion, wenn Ackermann selbst nicht die Grundlage dafür geschaffen hätte. Mehrfach hat der Oberst der Schweizer Armee beteuert, im Mai 2010 den Posten des Vorstandschefs abzugeben.
Normalerweise wäre es ein Leichtes, angesichts der globalen Krise dieses Versprechen rückgängig zu machen. Doch das könnte Ackermann schwer fallen. Zu oft musste er seine eher optimistischen Prognosen wieder kassieren. Zu viel Prügel musste er in den vergangenen Wochen einstecken.
Hinzu kommt die angespannte Beziehung zur Politik. Das Verhältnis zwischen Kanzlerin Angela Merkel und ihrem einstigen Lieblingsbanker ist stark abgekühlt, seit Ackermann die Annahme staatlichen Kapitals zu einer Frage der Ehre machte. Auch auf dem Neujahrsempfang machte der Bankchef klar, dass er den Weg unter den Rettungsschirm der Regierung ablehnt - und das, obwohl die teilstaatliche Deutsche Post nun vorübergehend zum größten Aktionär der Deutschen Bank wird. "Das war eine Frechheit", heißt es in Berlin.
Alles wäre viel einfacher, wenn wenigstens ein geeigneter Nachfolger in Sicht werde. Doch Chef-Investmentbanker Anshu Jain, lange Zeit als Sonnengott gefeiert, ist nach dem letzten Quartalsergebnis nicht mehr vermittelbar. Auch Investmentbanker Michael Cohrs, der strategische Kopf hinter Ackermann, dürfte kaum eine Chance haben. Risikomanager Hugo Bänziger wiederum gilt zwar als brillant, hat aber durch die heftigen Verluste ebenfalls einige Dreckspritzer abbekommen. Privatkundenchef Rainer Neske hätte als Vorstandschef auf der internationalen Bühne, in London und New York, wohl einen schweren Stand.
Bleibt Arbeitsdirektor Hermann-Josef Lamberti, der sich in den vergangenen Jahren in der Öffentlichkeit rar gemacht hat, in der Bank selbst jedoch derzeit umso präsenter ist. Lamberti hatte aber beim Internet-Hype zur Jahrtausendwende Millionen versenkt.
Da es überhaupt nicht in die Kultur der Deutschen Bank passen würde, von außen einen neuen Chef zu holen, wird der zahlenverliebte Aufsichtsratsvorsitzende Börsig sehr kreativ sein müssen. Möglicherweise könnte man eine Doppelspitze bilden, beispielsweise mit Bänziger und Cohrs. Es wäre nicht das erste Mal in dem Traditionshaus, dass die Führungsstruktur pragmatisch an die handelnden Personen angepasst würde. In der Bank wird die leidige Nachfolgediskussion inzwischen mit Sarkasmus verfolgt: "Vielleicht", sagt ein Manager, "wird es ja ein Staatssekretär."
Zuletzt aktualisiert: Sonntag, 18. Januar 2009, 10:43 Uhr

Steuerzahler haften für Fehler der Bank-Manager

dpa
Steuerzahler haften für Fehler der Bank-Manager
Citigroup, die einst größte Bank der Welt, zerfällt. Mit der selbst betriebenen Zerschlagung und der Abkehr vom überzogenen Investmentbanking könnte der US-Finanzkonzern Vorreiter der ganzen Branche sein. Dabei wird klar: Die Rechnung für eine solche Metamorphose begleicht der Steuerzahler.
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Wichtige Manager
Deutsche Milliardäre
Immer wollte die Citigroup Vorreiter sein. Über Jahre war sie die mit Abstand größte Bank der Welt, kein Konzern bot eine solch breite Palette an Finanzprodukten. All das ist spätestens nach dem erneuten Schreckensverlust Vergangenheit. Die Citi zerfällt – und könnte auch damit wieder Vorreiter sein für die Umwälzung der Branche.
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Der Zusammenbruch des Finanzriesen markiert zum einen das Ende einer Ära des Gigantismus, in der allein die schiere Größe als Wert galt, weil größere Banken noch schneller zu wachsen versprachen. Zum anderen endet damit eine Zeit, in der das Bankgeschäft um seiner selbst Willen betrieben wurde.
Die Milliardengewinne der vergangenen Jahre machten die Geldhäuser nicht mit Privat- oder Firmenkunden am Schalter, sondern in anonymen Handelsräumen, wo Banker verschiedener Institute große Summen hin und her schoben. Kunden? Brauchte man dafür nicht.
Doch nun kehrt der Schalter zurück. Die Citi will sich wieder stärker auf traditionelles Bankgeschäft besinnen, viele andere Sparten werden abgespalten, Zockereien auf eigene Rechnung zurückgefahren. Auch der Bank of America wird bei der übernommenen Investmentbank Merrill Lynch kaum etwas anderes übrig bleiben, als die Risiken radikal zu reduzieren.
In dieselbe Richtung weist der Plan der Deutschen Bank hierzulande, wo die Top-Manager um Bank-Chef Josef Ackermann das riskante Geschäft an den Kapitalmärkten radikal zurückfahren wollen.
Die Rechnung für die Metamorphose der Citibank geht allerdings an die Steuerzahler in den USA. So können die faulen Sparten der Citi nicht ohne den Staat bestehen. Der künftige US-Präsident Barack Obama hat damit eine weitere gewaltige Milliardenlast zu verwalten. Mag die Politik noch streiten, ob es richtig ist, eine „bad bank“ als Müllhalde für schlechte Anlagen zu schaffen – die Citi hat ihre schon gegründet.
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Zuletzt aktualisiert: Freitag, 16. Januar 2009, 13:57 Uhr

Steinbrück plant Sanktionen gegen Steueroasen

dpa
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sagt Steueroasen den Kampf an.
Eine Steuerflucht wie nach Liechtenstein soll in Zukunft nicht mehr möglich sein. Einem Gesetzentwurf zufolge sollen alle Zahlungen an unkooperative Staaten nicht mehr steuerlich absetzbar sein. Das könnte bei konsequenter Anwendung den Geschäftsverkehr in diese Staaten weitgehend blockieren.
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Gute Wirtschaftsminister
Finanzminister Peer Steinbrück will mit einer massiven Verschärfung des Steuerrechts gegen Staaten vorgehen, die der Steuerhinterziehung Vorschub leisten und die Kooperation mit deutschen Behörden verweigern. Einem Gesetzentwurf zufolge solle alle Zahlungen an Firmen in unkooperativen Staaten nicht mehr als Betriebsausgaben anerkannt werden, sofern die Regierung eine Verordnung dazu erlässt. Einen entsprechenden Bericht des „Tagesspiegel am Sonntag“ bestätigte ein Ministeriumssprecher in Berlin.
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Zumwinkel bekommt angeblich Bewährung
Es geht dabei um Staaten, die sich nicht an die von der OECD festgelegten Kriterien für steuerliche Transparenz und Zusammenarbeit in den Finanzbehörden halten. Käme es zu einer entsprechenden Verordnung der Regierung, könnte dies bei konsequenter Anwendung den Geschäftsverkehr mit den Staaten weitgehend blockieren, sagte der Wiesbadener Ökonom Lorenz Jarass der Zeitung. Zum einen würden die verbreiteten Umwegzahlungen über Steueroasen unterbunden, mit denen viele Firmen ihre Gewinne der deutschen Besteuerung entzögen.
Zugleich würden die Dienstleistungen der Banken und sonstigen Steuerfluchthelfer – etwa aus Guernsey und Cayman Islands – sehr teuer, weil sie nicht mehr steuerlich geltend gemacht werden könnten. Der Ministeriumssprecher sagte, der Gesetzentwurf befinde sich in der Abstimmung zwischen den Ressorts. Es gehe darin um die nationalen Schritte zur Austrocknung der Steueroasen. Zusätzlich werde auch ein international abgestimmtes Vorgehen vorbereitet.
Zuletzt aktualisiert: Samstag, 17. Januar 2009, 13:11 Uhr

Ver.di droht den Bundesländern mit Streiks

dpa
Warnstreik der Postzusteller in Rostock.
Unmittelbar vor Beginn der Tarifrunde im öffentlichen Dienst der Länder haben sich Gewerkschaft und Arbeitgeber unnachgiebig gezeigt. "Wir sind streikfähig und auf alle Eventualitäten vorbereitet", sagte Ver.di-Verhandlungsführer Achim Meerkamp WELT ONLINE. Die Gewerkschaft will acht Prozent mehr Lohn.
Die Gewerkschaft Ver.di hat sich auf Streik-Aktionen vorbereitet: „Unter anderem können wir in Staatstheatern streiken, wir können die Räumdienste auf den Autobahnen aussetzen, oder zum Beispiel in den Universitätskliniken die Arbeit niederlegen.“ Die Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) wies die Forderung von acht Prozent mehr Lohn als „völlig abwegig“ zurück. „Die Forderung ist exorbitant hoch und kann natürlich nicht so erfüllt werden“, sagte der Tdl-Vorsitzende, Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring (CDU), WELT ONLINE. „Allein eine einprozentige Lohnerhöhung würde uns über 800 Millionen Euro kosten, acht Prozent also über 6,4 Milliarden Euro“, klagte Möllring.
Ver.di spricht sogar von 7,8 Mrd. Euro. Möllring schloss einen langen Arbeitskampf nicht aus: „Wir haben bei den letzten Tarifverhandlungen einen 15-wöchigen Streik ausgehalten. Das ist auch dieses Mal möglich“, sagte er der „Bild“.
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Autofirmen und Gewerkschaften fordern Staatshilfe
In Berlin setzen sich die Tarifpartner am Montag das erste Mal zusammen, um über die Lohnforderung für rund 700.000 Angestellte in 14 Bundesländern zu verhandeln. Hessen und Berlin sind nicht dabei. Das Ergebnis soll auf die 1,2 Millionen Beamte der Länder übertragen werden. Dabei bilden Ver.di und der Deutsche Beamtenbund eine Tarifgemeinschaft.
„Jetzt auch wir“ fordert Ver.di mit Blick auf das Ergebnis, das sie im vergangenen Jahr für die Beschäftigten in Kommunen und Bund erzielt hatte. Auch Müllmänner, Erzieherinnen und Krankenschwestern der kommunalen Kliniken hatten damals acht Prozent über zwölf Monate gefordert. Bekommen haben sie am Ende eine zweistufige Erhöhung von 3,1 Prozent für 2008 und 2,8 Prozent für 2009 plus Einmalzahlungen.
Dies gilt Ver.di nun auch als Maßstab für die Länderbeschäftigten – nur gab es damals noch keine Wirtschaftskrise. Zudem hat Ver.di in den Kommunen eine größere Schlagkraft. Legen die bei Gemeinden beschäftigten Müllmänner oder Erzieherinnen die Arbeit nieder, betrifft das die ganze Bevölkerung. Ist ein Staatstheater mal einen Abend geschlossen, wirkt das nicht ganz so drastisch.
„Drei Verhandlungstermine müssten ausreichen“, sagte Verhandlungsführer Meerkamp. Für den 26. Januar sowie den 14. und 15. Februar sind bereits weitere Zusammenkünfte vereinbart. Meerkamp weiß um die Wirtschaftskrise, und die Tatsache, dass auch die Kassen der Länder sie spüren werden. „Die Entwicklung der Steuereinnahmen wird wegen der Krise rückläufig sein, dessen sind wir uns bewusst“, sagte er. „Aber die Beschäftigten können nicht die Ersten sein, bei denen gespart wird.“ Für die Unternehmen würden ja auch Schutzschirme mit Milliardensummen gespannt, argumentierte er – „und die Beschäftigten bleiben im Regen stehen“.
Meerkamp begründete die hohe Forderung vor allem mit einem „enormen Nachholbedarf“. Im Vergleich zum privaten Sektor sei die Lohnentwicklung in den vergangenen Jahren ausgesprochen schlecht gewesen, während die Steuereinnahmen sprudelten. Zudem müssten die Beschäftigten immer produktiver arbeiten, wegen des „rapiden Personalabbaus“, sagte Meerkamp. Die Attraktivität der Arbeitsplätze sinke deshalb stetig, nicht nur im Vergleich zum privaten Sektor, sondern auch zu Bund und Kommunen. Deshalb müsse man jetzt gleichziehen, um weiter gutes Personal werben zu können.
Zuletzt aktualisiert: Sonntag, 18. Januar 2009, 21:23 Uhr


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